Wiesmann Urs

Das schöne Entlebuch. Ein Bewertungsverfahren der Lebens- und Landschaftsräume in der UNESCO Biosphäre Entlebuch

Project Number: CH-5003
Project Type: Master
Project Duration: 07/13/2012 - 09/04/2013 project completed
Funding Source: other ,
Leading Institution: Universiät Bern, CDE
Project Leader: Prof. Urs Wiesmann
Centre for Development and Environment (CDE)
Universität Bern
Mittelstrasse 43
3012 Bern
Phone: +41 (0) 31 631 88 69 ; +41 (0) 31 631 88 22
e-Mail: urs.wiesmann(at)cde.unibe.ch
http://www.cde.unibe.ch

related to this project.
for which the project has a relevance.


Research Areas:
Living Space

Disciplines:
Social geography and Ecology

Keywords:
Landscape, Assessment, GIS, Landscape perception, Entlebuch

Abstract:
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Landschaftsqualität der UNESCO Biosphäre Entlebuch (UBE). Als Biosphärenreservat ist die UBE gegenüber der UNESCO verpflichtet, ihre Aktivitäten so zu gestalten, dass sie sich als Modell für eine nachhaltige Regionalentwicklung etablieren kann. Eine zentrale Rolle in der Biosphäre nehmen der Mensch und dessen Lebensqualität ein, wobei Natur--? und Kulturlandschaft gleiche Werte zugemessen werden. Die regionale Entwicklung sieht neben der Schliessung von Ressourcen--? und Wertschöpfungskreisläufen insbesondere eine sanfte touristische Entwicklung vor.

Das übergeordnete Ziel der Arbeit ist, eine kartographische Momentaufnahme der Landschaftsqualität der UBE zu machen. Der Fokus liegt dabei auf der Erfassung und Darstellung der ökologischen Qualität der Lebensräume und der Schönheit der Landschaft. Der Anspruch der Arbeit ist es, Möglichkeiten für einen objektiven methodischen Zugang zur Landschaftsästhetik aufzuzeigen. Im Rahmen dieses übergeordneten Zieles verfolgt die Arbeit drei spezifische Absichten: Erstens der

Vergleich einer rein anhand Methoden des Geographischen Informationssystems hergestellten Karte der Schönheit der Landschaft mit einer Landschaftsästhetik, welche mittels einer Touristenbefragung in der UBE erfasst wurde, zweitens der Vergleich der ökologischen Qualität der Lebensräume mit der Landschaftsästhetik und drittens die Analyse des räumlichen Verhaltens der Sommertouristen in der UBE mithilfe der verschiedenen Aspekte der Landschaftsqualitäten.

Methodisch wird die ökologische Qualität der Lebensräume als physische Eigenschaft der Landschaft und die Landschaftsästhetik als soziale Eigenschaft mit Hilfe von Landschaftsbewertungsverfahren erfasst und dargestellt. Die Bewertung der ökologischen Qualität der Lebensräume basierte auf einer einfachen Einteilung der vorhandenen ökologisch relevanten Datensätze des Kantons Luzern in fünf ökologische Wertkategorien. Um die Landschaftsästhetik mittels Methoden des Geographischen Informationssystems zu erfassen, benötigt es eine vertiefte theoretische Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung und dem ästhetischen Verhalten des Menschen. Gestützt auf die Information Processing Theory von Kaplan und Kaplan (1989), stellen die folgenden vier Eigenschaften von Landschaft zentrale Prädiktoren für die Landschaftspräferenz dar: Kohärenz, Lesbarkeit, Komplexität und Mysteriosität. Dabei gilt die Annahme, dass mit zunehmender Ausprägung der Prädiktoren die Landschaft vom Menschen schöner wahrgenommen wird. Diese theoretischen Erkenntnisse werden in Anlehnung an das Prädiktorenmodell von Augenstein (2002) innerhalb des Geographischen Informationssystems operationalisiert. Das heisst, jedem dieser vier Prädiktoren wird eine Messgrösse zugeordnet, welche mit Methoden des Geographischen Informationssystems berechnet wird.

Die Resultate der Bewertungsverfahren zeigen eine Karte der universal gültigen, auf Wahrnehmungstheorien basierenden Landschaftsästhetik und eine Karte der ökologischen Qualität der Lebensräume. Mit dieser Grundlage kann adäquat auf die spezifischen Ziele der Arbeit eingegangen werden.

Der Vergleich der mit den Methoden des Geographischen Informationssystems berechneten Landschaftsästhetik mit der aus der Befragung resultierten Landschaftsästhetik zeigt, dass der Ansatz von Augenstein (2002) zur Operationalisierung der allgemein gültigen Landschaftsästhetik in den Kartenanalysen durchaus sinnvoll ist. Demnach lässt sich mit dieser Methode eine Bewertung vornehmen, die einen Hinweis auf das landschaftsästhetische Potential eines Raumes liefern kann. Demzufolge ergibt sich für die Planungspraxis die Möglichkeit zur effizienten Identifikation der schönen Landschaften mit Erholungswert lediglich mithilfe der Methoden des Geographischen Informationssystems, ohne den Aufwand einer empirischen Erhebung.
Die Analyse der Landschaftsästhetik im Vergleich mit der ökologischen Qualität der Lebensräume bringt hervor, dass allgemeine Aussagen über diese Beziehungen nur mit gewisser Vorsicht gemacht werden dürfen. Bei einigen der untersuchten Räume besteht die Tendenz zu einem positiven Zusammenhang, respektive sind dort die schönen Räume auch die ökologisch wertvollen Räume. Jedoch zeigen sich teilweise auch gegensätzliche Resultate und ökologisch wertvolle Lebensräume ergeben nicht zwingend ein schönes Landschaftsbild.
Der Vergleich der Landschaftsqualitäten mit dem räumlichen Verhalten der Sommertouristen lässt vermuten, dass andere raumgebundene Faktoren wie die Erschliessung, die Infrastruktur oder die Bekanntheit eines Ortes eine bedeutende Rolle für das räumliche Verhalten der Touristen in der UBE spielen. So korrelieren beispielsweise die touristischen Hauptverbindungsachsen mit eher minderwertigen ökologischen Qualitätsräumen. Diese Regionen erfüllen anscheinend trotz niedriger ökologischer Qualität und Verbauung durch Bergbahnen und Hochspannungsleitungen die Bedürfnisse, die Erholungssuchende an eine Landschaft stellen.

Die zum Teil nicht ganz eindeutigen Resultate lassen für die zukünftigen raumplanerischen Landschaftsentwicklungsstrategien nur wenige konkrete Vorschläge zu. Vielmehr helfen die Visualisierungen, detailliertere und kleinräumlichere Fragen zu stellen. Es bestehen durchaus Potentiale für die Weiterentwicklung der Bewertungsverfahren, im Speziellen des Ansatzes zur objektiven ästhetischen Landschaftsbewertung.


Publications:
Bamert S. (2013): Das schöne Entlebuch. Ein Bewertungsverfahren der Lebens- und Landschaftsräume in der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Masterthesis, CDE, Universität Bern.
pdf Masterarbeit


Last update: 10/26/17
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-5003

Go Back