Knaus Florian

Raumanalyse

Project Number: CH-5416
Project Type: Mission/Management Oriented Project
Project Duration: 05/02/2011 - 02/13/2015 project completed
Funding Source: ETH ,
Leading Institution: UNESCO Biosphäre Entlebuch
Project Leader: Herr Florian Knaus
Senior lecturer / scientific coordinator
Ecosystem Management
Institute of Terrestrial Ecosystems
ETH Zürich / UNESCO Biosphäre Entlebuch
Universtitätstr. 16, CHN G75.1
8092 Zürich
Phone: +41 (0) 41 485 88 59 ; +41 (0) 44 632 39 87
FAX: +41 (0) 41 485 88 01
e-Mail: f.knaus(at)biosphaere.ch
http://www.ecology.ethz.ch

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Research Areas:
Landscape

Disciplines:
environmental sciences

Keywords:
UNESCO Biosphäre Entlebuch, Biosphere Reserve, GIS, evaluation, ecolocial values, landscape, land use

Abstract:
Die vorliegende Arbeit stellt für die UNESCO Biosphäre Entlebuch (UBE) flächendeckend verschiedene natur- räumliche, landschaftliche und gesellschaftliche Werte sowie einige Gefahren für diese Werte dar. Es ist eine Aufarbeitung verschiedenster Geodaten aus unterschiedlichen nationalen, kantonalen und regionalen Quellen, die ohne systematische Herangehensweise, sondern im Hinblick auf die vorhandenen Daten, die Anforderungen der auszuarbeitenden Park-Charta und Bedürfnisse der Praxis ausgewählt wurden. Die bestehenden Geodaten wurden verarbeitet, mit anderen Daten kombiniert und synthetisiert, sodass insgesamt 21 Karten zu den Themen Biodiversität, Vernetzung von Lebensräumen, schützenswerte Arten, Produktivität, Kulturgüter, Schutzstatus, Landnutzungsintensität, Landschaftsqualität, Zersiedelung und Besucherdruck angefertigt werden konnten. Die Karten erlauben es festzustellen, wie die räumliche Verteilung der betrachteten Werte ist. Be- rechnungen und qualitative Analysen zeigen auf, welche Zusammenhänge zwischen den Karten bestehen. Des Weiteren können aus den Resultaten Massnahmen abgeleitet und räumlich verortet werden.

Die Resultate zeigen auf, dass bezüglich ökologischen, landschaftlichen, kulturellen und anderen Werten sehr grosse räumliche Gradienten bestehen. Es bestehen bezüglich aller Werte Standorte mit sehr hoher Qualität, immer aber auch Standorte mit sehr tiefer Qualität. Bei den ökologisch-orientierten Werten bestehen sehr hohe Werte in den Hintertälern, also in höheren und abgelegenen Lagen, wo die Landnutzung extensiv ist. In den Räumen nahe bei den Siedlungen sind die ökologischen Werte tief. Hohe kulturelle Werte sind in den his- torischen Dorfzentren konzentriert und nehmen mit steigender Distanz zu diesen ab. Bei den anderen Werten sind die räumlichen Muster nicht einheitlich, respektive, es bestehen Datenlücken, die in weiteren Projekten geschlossen werden müssten, um robuste Aussagen machen zu können.
Aus der Synthese der Karten geht hervor, dass es bezüglich den ökologischen, landschaftlichen und kulturellen Werten Handlungsbedarf und Chancen gibt, um sie zu sichern. Das gilt sowohl für hohe Werte, die auf hohem Niveau erhalten werden sollen, wie auch für tiefe Werte, die mittel- bis langfristig erhöht werden sollen. Der grösste Handlungsbedarf besteht in der Landwirtschaft, die mit ihrer teilweise hohen Landnutzungsintensität vor allem ökologische, aber auch landschaftliche Werte stark negativ beeinflusst. Eine langfristige Strategie, die eine Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung im ganzen Raum, vor allem im Talbereich, vorsieht, muss entwickelt werden. Zu einem möglichen Massnahmenbündel gehören der Aufbau von Vertriebskanälen und Marketing für Milch- und Fleischprodukte, die ausschliesslich auf regionalen Ressourcen basieren, fachliche Unterstützung bei der Neuausrichtung von Betrieben, finanzielle Anreize für die Anlage von Biodiversitätsförderflächen, Sensibilisierung und Ausbildungsmöglichkeiten. Es bestehen Chancen, das „Echt Entlebuch“ Label diesbezüglich inhaltlich aufzuwerten. Ein ebenfalls hoher Handlungsbedarf besteht im Bereich der Siedlungsentwicklung: An den Rändern der Dörfer besteht eine starke Zersiedelungstendenz, die sich negativ auf landschaftliche Werte auswirkt und auch aus gesellschaftlicher, touristischer und ökonomischer Sicht als nicht nachhaltig eingestuft werden muss. Gefordert ist eine Siedlungsentwicklung gegen innen, die kompakte Sied- lungsformen bewirkt und die qualitativ so ausgestaltet ist, dass sie identitätsstiftend für die Bevölkerung ist und Begegnungsräume schafft. Dies fordert eine breite Diskussion und präzise Festlegung von Mindeststandards bezüglich Siedlungs-, Grünraum- und Bauformen in den Bau- und Zonenreglementen der Gemeinden. Ein letz- ter Handlungsbedarf besteht im Bereich der touristischen Weiterentwicklung der UBE: Sie soll so gesteuert werden, dass zukünftig möglichst wenige negative Auswirkungen auf ökologische und landschaftliche Werte von ihr ausgehen. Dies setzt voraus, dass einerseits grossräumlich festgelegt wird, wo die Gäste mit Angeboten und Werbung in Zukunft hingelockt werden und wo nicht; andererseits, wo mit kleinräumlichen Lenkungsinstrumenten die Gäste an sensiblen Flächen und Arten vorbeigeführt werden können.

Die Resultate, deren Synthese sowie die daraus abgeleiteten Massnahmenvorschläge müssen in einem nächs- ten Schritt in den strategischen Gremien der UBE diskutiert werden. Sie können, falls sie auf Zustimmung stos- sen, in der Park-Charta und damit in der langfristigen Ausrichtung des Biosphärenmanagements berücksichtigt werden. Die Massnahmen im Landwirtschaftsbereich können weiter verfeinert und in die Programmvereinbarung 2016-2019 aufgenommen werden. Die Siedlungs-bezogenen Massnahmen müssen in einem längeren Prozess mit den Gemeinden diskutiert werden, bevor sie angegangen werden können. Die Massnahmen im Tourismusbereich werden bereits in den kommenden Jahren umgesetzt.

Die Umsetzung der hier vorgeschlagenen Massnahmen bedeutet in vielen Fällen eine Abkehr von heutigen Praktiken und Denkweisen. Es sind Massnahmen, die wegen ihres langfristigen Planungs- und Resultathorizonts nicht in die heutige, kurzlebige Welt passen und die aufgrund ihrer inhaltlichen Ausrichtung mit Nachsicht und im besten Fall partizipativ umgesetzt werden sollen. In den dargestellten Bereichen sind sie aber zentrale Pfade hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Es sind zukunftsorientierte Pfade einer Modellregion.

URL: http://www.biosphaere.ch/de/bildung-forschung/forschung

Publications:
Knaus F. 2015: Die räumliche Verteilung ökologischer, landschaftlicher und gesellschaftlicher Werte und Gefahren für diese Werte in der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Interner Bericht, Biosphärenmanagement und ETH Zürich. Schüpfheim und Zürich.

pdf Bericht


Last update: 12/20/19
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-5416

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