Backhaus Norman

Vor- und Nachteile eines Regionalen Naturparks aus der Perspektive der LandwirtInnen. Am Beispiel des Regionalen Naturparks Gruyère Pays-d'Enhaut

Project Number: CH-5644
Project Type: Master
Project Duration: 07/01/2012 - 08/31/2013 project completed
Funding Source: other ,
Leading Institution: Geographisches Institut, Universität Zürich
Project Leader: Prof. Norman Backhaus
Geographisches Institut - Human Geography
Universität Zürich
Winterthurerstr. 190 - Irchel
8057 Zürich
Phone: +41 (0) 44 635 51 72 ; +41 (0) 44 635 51 11
FAX: +41 (0) 44 635 68 48
e-Mail: norman.backhaus(at)geo.uzh.ch
http://www.geo.uzh.ch

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Research Areas:
Identity

Disciplines:
Legal and Social sciences, Economics


Abstract:
Seit der Anpassung des Natur- und Heimatschutzgesetzes (NHG) 2008 werden in der Schweiz drei Kategorien von Pärken von nationaler Bedeutung definiert: Nationalpark, Naturerlebnispark und Regionaler Naturpark. Im Jahre 2013 befinden sich 14 Schweizer Regionale Naturpärke in der Betriebsphase. Die Ziele solcher Pärke werden im NHG definiert (Art. 23g): Regionale Naturpärke sollen die Qualität von Natur und Landschaft erhalten und aufwerten, sowie die nachhaltig betriebene Wirtschaft stärken und die Vermarktung ihrer Produkte und Dienstleistungen fördern. Dies erfolgt über die Umsetzung von Projekten, an denen die lokalen Akteure freiwillig teilnehmen. Der Einbezug der lokalen Bevölkerung spielt demnach eine bedeutende Rolle.

Diese Masterarbeit befasst sich mit der Perspektive von LandwirtInnen eines Regionalen Naturparks und erzielt eine Untersuchung der Vor- oder Nachteile welche in ihrer Hinsicht wegen des Parks entstehen. Die Fragestellung dieser Arbeit lautet: Inwiefern bringt ein Regionaler Naturpark Vorteile und Nachteile für die LandwirtInnen seines Gebietes; was ist die Perspektive der LandwirtInnen diesbezüglich?
Die Studie wurde am Beispiel des sich seit 2012 in Betriebsphase befindlichen Regionalen Naturparks Gruyère Pays-d’Enhaut durchgeführt. Dieser westschweizerische Park umfasst ca. 500 km2 und hat etwa 12'500 BewohnerInnen. Neben der wichtigen sozio-ökonomischen Rolle der Landwirtschaft in der Region, erfüllt sie wichtige Aufgaben im Bereich der Umwelt und der Landschaft. Somit gehört sie zu den zentralen Akteuren der Region. Um die Fragestellung zu beantworten wurden verschiedene Methoden eingesetzt. In einem ersten Teil wurden die politischen Rahmenbedingungen analysiert: die Agrarpolitik sowie die Pärkepolitik geben den LandwirtInnen eines Parks einen gesetzlichen Rahmen. Bestehende Studien zur Landwirtschaft in den Regionalen Naturpärken sowie Studien zur Akzeptanz der Pärke und zur Partizipation der lokalen Akteure wurden ebenfalls als Grundlage in die Arbeit einbezogen. Der Hauptteil der Arbeit bildet die Feldforschung: Dabei wurden zehn problemzentrierte Interviews (nach WITZEL 2000) mit LandwirtInnen durchgeführt, sowie zwei Experteninterviews (nach MEUSER UND NAGEL 2009) mit Mitarbeitern des Parks und des Schweizerischen Bauernverbands. Zusätzlich wurden Rankings nach HAWKINS (o.D.) durchgeführt, um die Ansichten der Interviewteilnehmenden bezüglich der Erkenntnisse einer Arbeit von DUHEM (2011) zu erfassen sowie miteinander zu vergleichen. Die gesammelten Daten wurden hauptsächlich qualitativ ausgewertet, basierend auf der grounded theory von CORBIN UND STRAUSS (2008). Bei der Auswertung des Rankings wurden auch quantitative Aspekte untersucht.

Die Ergebnisse der Feldforschung wurden mit Hilfe des sustainable livelihood Ansatzes von SCOONES (1998) strukturiert: einerseits wurde die Wirkung des Parks auf die Ressourcen der LandwirtInnen entlang von vier Arten von Kapitalien untersucht (natürliches, finanzielles, humanes und soziales Kapital). Andererseits wurde die Haltung der LandwirtInnen bezüglich des Parks als Struktur untersucht.
Obwohl die Haltung der befragten LandwirtInnen bezüglich des Parks vielfältig ist, konnten verschiedene Erkenntnisse gewonnen werden. Die allgemeine Perspektive ist grundsätzlich positiv. Unter den befragten LandwirtInnen befanden sich kaum negative Stimmen und es wird gegen den Park keinen aktiven Widerstand geleistet. Durch die Anwendung des sustainable livelihood Ansatzes konnte die Multidimensionalität der Wirkung des Parks besonders hervortreten: alle vier Arten von Kapitalien der LandwirtInnen werden vom Park in verschiedenen Weisen betroffen: Der Park kann über Projekte im landwirtschaftlichen Bereich zum Erhalt des natürlichen und landschaftlichen Erben beitragen. Die Haltung der LandwirtInnen gegenüber solchen Projekten ist von der allgemeinen Bewertung der Agrarumweltmassnahmen abhängig. Im Bereich des Landschaftsschutzes ist die Akzeptanz generell höher als beim Naturschutz. Es wird zum Teil eine grössere Wirkung des Parks erwartet, beispielsweise für den Erhalt von landwirtschaftlichem Land.
Wirtschaftlich wird der Park als eine Chance gesehen, um die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen zu fördern, Beispielsweise mit einem Produktelabel oder im Bereich des Agrotourismus. Die direkte finanzielle Unterstützung von Projekten durch den Park ist wirtschaftlich auch vorteilhaft, sowie die indirekten Erträge, welche aus der Realisierung dieser Projekte entstehen. Die wirtschaftlichen Ergebnisse sind aber auch umstritten, und es wird daran gezweifelt, ob die Region von den investierten Summen wirtschaftlich profitieren kann.
Bezüglich des humanen Kapitals kann der Park eine Unterstützung für die Realisierung von Projekten anbieten: das Wissen der ParkmitarbeiterInnen sowie von Fachpersonen, mit welchen die LandwirtInnen in Verbindung gebracht werden ist für die LandwirtInnen ein Vorteil. Wollen sie sich aber in Projekten oder in Parkorganen engagieren, ist von ihnen eine zeitliche Investition nötig, welche mit ihren Arbeitsbedingungen nicht immer kompatibel ist.
Auf der sozialen Ebene spielt der Park ebenfalls eine wichtige Rolle. Insbesondere LandwirtInnen, welche sich im Park engagieren, können von der interregionalen und sektorenübergreifenden Zusammenarbeit profitieren. Die Projekte des Parks ermöglichen nämlich sowohl LandwirtInnen aus verschiedenen Gebieten des Parks miteinander zu verbinden als auch diese mit anderen Akteuren der Region in Kontakt zu bringen. Insbesondere in diesem kantonübergreifenden Park wird eine solche Zusammenarbeit über den üblichen Grenzen hinweg geschätzt. Zudem kann der Park durch seine Kommunikation sowie seine Sensibilisierungsmassnahmen den sozialen Zusammenhalt fördern, indem das gegenseitige Verständnis der LandwirtInnen und der restlichen Bevölkerung verbessert werden kann.
Der Park als Struktur wird ebenfalls positiv wahrgenommen: die Zusammenarbeit mit dem Park wird als gut geschätzt, und die Freiwilligkeit bei der Beteiligung in den Projekten sowie die Möglichkeit, sich einzubringen werden grundsätzlich als etwas positives wahrgenommen. Dabei bedauern einige LandwirtInnen eine zu kleine Beteiligung. Es werden sowohl eine kurzfristige als auch eine langfristige Wirkung des Parks erwartet. Einige LandwirtInnen befürchten Einschränkungen, welche ihrer Meinung nach mit dem Park entstehen könnten.

Der Vergleich dieser Ergebnisse mit bestehenden Forschungen oder mit den Schilderungen von Mitarbeitern des Parks und vom Schweizerischen Bauernverband hat keine bedeutenden Unterschiede aufgedeckt. Basierend auf diesen Ergebnissen konnten schliesslich einige Empfehlungen vorgeschlagen werden, die hauptsächlich auf gut gelungenen Aspekte des Regionalen Natuparks Gruyère Pays-d’Enhaut basieren. Diese Erfolgsfaktoren betreffen die Kommunikation und die Information, die Freiwilligkeit bei der Beteiligung, das Gleichgewicht zwischen kurzfristigen und langfristigen Wirkungen, die Partizipation sowie die geteilten Werte und Vorstellungen.

Publications:
Butticaz, Marc. 2013. Vor- und Nachteile eines Regionalen Naturparks aus der Perspektive der LandwirtInnen.
Am Beispiel des Regionalen Naturparks Gruyère Pays-d'Enhaut. Masterarbeit, Geographisches Institut der Universität Zürich.
pdf Masterarbeit


Last update: 8/15/23
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-5644

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