Angstl Julia

Beerenanbau in Berggebieten: Kulturbestand und Entwicklungspotenzial in einer exemplarischen Gemeinde

Project Number: CH-5666
Project Type: Bachelor
Project Duration: 05/01/2015 - 10/31/2015 project completed
Funding Source: other ,
Leading Institution: Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Wädenswil
Project Leader: Frau Julia Angstl
ZHAW
Grüental
8820 Wädenswil
Phone: +41 (0) 58 934 57 93 ; +41 (0) 58 934 71 71
FAX: +41 (0) 58 935 71 71
http://www.zhaw.ch

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Disciplines:
botanics


Abstract:
Das Hauptziel dieser Arbeit liegt in der systematischen Erfassung von kulturgeschichtlichem Wissen zu lokal kultivierten Beerensorten sowie deren Bestandserhebung in ausgewählten Hausgärten im Berggebiet. Der Auftraggeber ProSpecieRara schätzt, dass in alten Bauerngär- ten in Höhenlagen noch einige alte oder unbekannte Beerensorten gepflegt und genutzt werden. In die Untersuchung einbezogen waren Erdbeere, Himbeere, Johannisbeere (rot, rosa, weiss und schwarz) und Stachelbeere. Die besuchten Hausgärten befanden sich alle in ähnlicher klimatischer Lage im Unterengadin und im Val Müstair auf durchschnittlich 1400 Metern über Meer. In Ergänzung zur Bestandserhebung soll die Frage nach dem agronomi- schen Potenzial der dokumentierten Beerensorten in qualitativer Form ansatzweise beantwortet werden. Gleichzeitig möchte diese Studie das Vermarktungspotenzial von frischen Beeren als Direktverkaufsware im Untersuchungsgebiet evaluieren, da im touristisch erschlossenen Berggebiet von einer hohen Wertschöpfung ausgegangen werden kann. Die Resultate der Bestandeserhebungen wurden auf eine Mustergemeinde projiziert, da die Gärten vergleichbare Eigenschaften bezüglich Sorten sowie kultureller Einbettung in dem Untersuchungsgebiet darstellten. Zusammen mit den Ergebnissen der Evaluation des Vermarktungspotenzials sollen diese die Grundlage bilden, das agrotouristische Potenzial der exemplarischen Mustergemein- de aufzuzeigen.
Diese Untersuchung baut auf ein vorangehendes Projekt von ProSpecieRara auf, dessen Ziel es war, für Höhenlagen geeignete traditionelle Erdbeeren und Beerenstrauchsorten sowie deren Vermarktung zu evaluieren. Darauf aufbauend soll diese Studie das ursprüngliche Projektziel weiter verfolgen und mit erweiterten Themen fortführen. Die Wahl des Untersu- chungsgebietes fiel deshalb auf das Unterengadin und als Vergleichsregion auf das angren- zende Münstertal, welches das Label "Regionaler Naturpark" trägt. Für die Suche nach den Gärten wurde nach der "Snowball" Methode vorgegangen. Schlüsselpersonen konnten dabei weitere, in der Region ansässige Personen – oft Ältere mit grossem Gartenwissen – vermitteln.
Erkundigungen zur Herkunft des Pflanzenmaterials, zum Alter, wenn möglich zur Sortenzuge- hörigkeit, zur Pflege der Pflanzen sowie weiteren gärtnerischen Praxiserfahrungen, Gartenge- schichte und soziodemografische Daten wurden in zwei Besuchen mittels strukturierten Interviewfragebögen nach Vogl und Vogl-Lukasser eingeholt. Zur Bestandserhebung wurden die Blüten und Früchte und weitere morphologische Merkmale der eingangs erwähnten Beeren anhand eines Erhebungsprotokolls aufgenommen sowie auf Fotos festgehalten.
Das Anbaupotenzial wurde beurteilt, in dem die lokal kultivierten Beerenpflanzen mit den in der Literatur für Höhenlagen empfohlenen Sorten verglichen wurden. Um die Marktgrössen für mögliche private Beerenprodukte-Abnehmer abschätzen zu können, wurde eine Marktanalyse durchgeführt. Das agrotouristische Potenzial der exemplarischen Gemeinde wurde aufgrund der Ergebnisse von den Bestandserhebungen, Evaluationen von Anbau- und Vermarktungspo- tenzial sowie einer Literaturrecherche eingeschätzt.
Die Bestandserhebung zeigt nach Beurteilung des Beerenexperten und Biologen Martin Frei, dass im Untersuchungsgebiet noch viele traditionelle Gärten bestehen. Einige der gefundenen Johannisbeersträucher stellen zum Teil unbeschriebene Abkömmlinge von der Felsenjohannis- beere (Ribes petraeum) und/oder der Nordischen Johannisbeere (R. spicatum) dar. Die im Berggebiet meist vorherrschenden Johannisbeeren "Rote Holländische" und "Rote Gondouin" traten überraschend selten auf. Einige der unbekannten Sorten konnten allenfalls lokal durch mögliche Selektion mit wild wachsenden R. petraeum entstehen. Die Cassis-Herkünfte (Schwarze Johannisbeere) konnten ohne genetische Untersuchungen nicht abschliessend auf Sortenniveau beurteilt werden. Mit "Zefa 1" und "Andenken an Paul Camenzind" wurden nach Frei zwei für Höhenlagen geeignete traditionelle Himbeersorten gefunden.
Die Marktanalyse ergab ein Marktvolumen von CHF 21'909 und ein Marktanteil von 21.6% für frische Beeren im Direktverkauf im Untersuchungsgebiet. Da in der exemplarischen Gemeinde Ardez viele alte Hausgärten mit traditionellen Beerensträuchern gepflegt werden, besteht hier Potenzial für vermehrte agrotouristische Nutzungen. Via "Ferientipp"-Angebot durchgeführte Dorfführungen 2014 zu den Gartenbesitzern zeigten eine nachhaltig positive Wirkung auf die Touristen wie die Einheimischen. Neue Kontakte entstanden und die lokale Bevölkerung fühlte sich in ihrer Pflege und Hingabe zu ihren Gärten bestätigt. Touristen konnten direkte, echte Erfahrungen mit den Gartenbesitzern austauschen. Beidseits wurde diese Art der Begegnung sehr geschätzt und sollte darum in dieser oder ähnlicher Form weitergeführt werden.
Frei empfiehlt, die verschiedenen unbekannten Johannisbeer-Abkömmlinge von R. spicatum und/oder R. petraeum auf jeden Fall weiterhin zu beobachten und dokumentieren. Denn es ist laut Frei sehr wahrscheinlich, unter diesen Akzessionen höhentaugliche Johannisbeersorten und Sorten mit engem soziokulturellem Bezug zur Schweiz (Lokalsorten) aufzufinden.
Die Erhaltung von Beerensorten, die für Höhenlagen geeignet sind, ist einerseits wichtig für die Diversität und genetische Vielfalt und andererseits ein möglicher Nischenmarkt für in der Schweiz biologisch produzierte Beeren in der Nachsaison.


Publications:
Dümel J. 2015. Beerenanbau in Berggebieten: Kulturbestand und Entwicklungspotenzial in einer exemplarischen Gemeinde. Bachelor-Arbeit, Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Wädenswil.
pdf Arbeit


Last update: 7/18/17
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-5666

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