Hurni Hans
Landschaftsanalyse und Naturschutz im Biosphärenreservat Entlebuch
Project Number: CH-2231
Project Type: |
Master |
Project Duration: |
04/01/2001 - 10/31/2002 project completed |
Funding Source: |
other , |
Project Leader: |
Prof. em. Hans Hurni Senior scientist Uni Mittelstrasse Augasse 322B 3762 Erlenbach im Simmenal Phone: +41 (0) 79 382 64 63 ; +41 (0) 33 681 12 30 e-Mail: hans.hurni(at)unibe.ch http://www.cde.unibe.ch/ |
Research Areas:
Disciplines:
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general biology |
Social geography and Ecology |
Legal and Social sciences, Economics |
Abstract:
Das Biosphärenreservat-Konzept der UNESCO setzt im Schnittpunkt der Geosphäre, der Biosphäre und
der Anthroposphäre an und verbindet naturschützerische Anliegen mit dem Gedanken einer
ganzheitlichen Regionalentwicklung. Vor diesem Hintergrund leuchtet es ein, dass gerade im Entlebuch,
welches einerseits über eine wunderbare Kultur- und Naturlandschaft verfügt und andererseits eine der
strukturschwächsten Regionen der Schweiz ist, ein Biosphärenreservat entstand. Obwohl die offizielle
Anerkennung durch die UNESCO bereits im September 2001 erfolgte, bleibt im Entlebuch noch viel zu
tun. Unter anderem müssen in naher Zukunft Entwicklungsstrategien und Massnahmenpläne im Bereich
Natur- und Landschaftsschutz ausgearbeitet werden. Dabei gilt es auf die interne räumliche Gliederung
der Biosphärenreservate in drei Zonen abgestuften Schutzes respektive abgestufter Nutzung Rücksicht
zu nehmen.
Während in der Kernzone der klassische Naturschutz zum tragen kommt, wird in der Entwicklungszone
das Schwergewicht auf die wirtschaftliche Entwicklung im Rahmen der Nachhaltigkeit gelegt. Etwas
weniger klar war man sich im Entlebuch über Ziele und Aufgaben der intermediären Pflegezone, wo sich
Schutz und Nutzung in etwa die Waage halten sollen. Im Rahmen der vorliegenden Studie versuchte ich
deshalb, für die Pflegezone des Biosphärenreservats Entlebuch (BRE) Grundlagen zu erarbeiten, welche
die Ausarbeitung von Entwicklungsstrategien und Pflegeplänen im Bereich Natur- und Landschaftsschutz
erleichtern.
In den vom BUWAL publizierten Leitlinien für schweizerische Biosphärenreservate werden insbesondere
die Erhaltung und Förderung der traditionellen Kulturlandschaft, der Schutz der Kernzonen vor negativen
Einflüssen (Pufferfunktion) und die Vernetzung der verstreut liegenden Kernzonen (Vernetzungsfunktion)
als die wichtigsten natur- und landschaftsschützerischen Ziele der Pflegezone definiert. Hinzu kommen
noch die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Repräsentativität regionaltypischer
Ökosystemkomplexe, welches übergeordnete Ziele von Biosphärenreservaten sind.
Diese Ziele müssen für das BRE konkretisiert werden Die Beschäftigung mit den im Entlebuch bereits
vorhandenen Instrumenten und Planungsgrundlagen im Bereich Natur- und Landschaftsschutz zeigte
rasch, dass das BRE-Management für die Ausarbeitung von Schutz- und Entwicklungsstrategien zu
einem grossen Teil auf Bestehendes zurückgreifen kann - für die Realisierung der meisten seiner
Zielvorstellungen im Bereich Natur- und Landschaftsschutz existieren bereits fundierte Grundlagen.
Wichtig scheint mir die forcierte Umsetzung und die bessere Koordination der vorhandenen Schutz- und
Pflegekonzepte mit ihren oftmals detaillierten Massnahmenvorschlägen.
Diese vorteilhafte Ausgangslage macht jedoch die Auseinandersetzung mit dem realen Raum, für dessen
Entwicklung Strategien und Pläne ausgearbeitet werden sollen, keineswegs überflüssig. Im Rahmen
einer Landschaftsanalyse wurde die Pflegezone des BRE deshalb möglichst umfassend charakterisiert.
Im Zentrum stand eine Beschreibung der Biotop- und Landnutzungstypen, so detailliert dies möglich war.
Ebenfalls wichtig war es, die als schützenswert eingestuften bzw. bereits geschützten Flächen in ihrem
Ausmass und in ihrer Verteilung zu untersuchen. Mit Hilfe eines GIS wurden raumbezogene
Informationen kartographisch dargestellt und weiter verarbeitet. Es konnte weitgehend auf vorhandene
Daten, vorwiegend aus den Bereichen Raumplanung, Land- und Forstwirtschaft, Natur-, Landschaftsund
Umweltschutz, zurückgegriffen werden. Die resultierenden Karten vermitteln einen umfassenden
Eindruck über die Pflegezone. Generell kann festgehalten werden, dass im gesamtschweizerischen
Vergleich das agrarisch geprägte Entlebuch noch immer über ein intaktes, strukturreiches
Landschaftsbild verfügt und sehr grosse Flächen bereits unter Schutz gestellt sind. Noch grosse Lücken
bestehen beim Wissen zur Intensität der Landnutzung. Studien älterer und neuerer Quellen ergaben,
dass die Nutzung auch im Entlebuch im letzten Jahrhundert vielerorts stark intensiviert wurde, was sich
beispielsweise im gravierenden Flächenverlust der Streurieder manifestiert. Gleichzeitig wird aber,
zumindest in den letzten Jahrzehnten, die Nutzung ertragsschwächerer Standorte immer öfters
aufgegeben. Dies führt in erster Linie zu einer Zunahme der Waldfläche durch Naturverjüngung, verstärkt
aber zugleich den Rückgang naturschützerisch wertvoller Flächen wie Halbtrockenrasen oder eben
Streurieder. Nur anhand einer genauen Vorstellung, wo welche Prozesse ablaufen und mit Hilfe von
Wissen zur Intensität der Nutzung, können sinnvolle Schutzstrategien ausgearbeitet werden.
Die Synthese der Arbeit versuchte schlussendlich das ‚Sollen’ (Zielvorstellungen des BUWAL im Bereich
Natur- und Landschaftsschutz) mit dem ‚Sein’ (Realität) für die Pflegezone in Beziehung zu setzen und
erste Handlungsempfehlungen zu formulieren bzw. weiteren Forschungsbedarf aufzuzeigen.
Meiner Ansicht nach reichte es im Entlebuch in Bezug auf die Zielsetzungen der Pflegezonen im Bereich
Natur- und Landschaftsschutz in vielen Belangen aus, versuchte man die Werte der traditionellen
Kulturlandschaft gezielt zu erhalten, wo nötig zu fördern. Dadurch würden auch Aspekte der
Repräsentativität, der Biodiversität und der Vernetzung berücksichtigt, die ökologische Komponente der
Nachhaltigkeit würde gestärkt. Im Bereich des klassischen Naturschutzes besteht kaum prioritärer
Handlungsbedarf für das BRE-Management. Die traditionelle Kulturlandschaft des Entlebuchs geht
jedoch letztendlich unweigerlich verloren, wenn es nicht gelingt, angepasste Landnutzungsmethoden zu
erhalten, zu fördern oder zu lancieren. Sie stellen den Schlüssel zum Übergang vom ‚Sein’ zum ‚Sollen’
dar, weshalb ihnen im Forschungskonzept des Biosphärenreservats eine Sonderstellung zukommen
muss. Die ökonomische und die sozio-kulturelle Komponente der Nachhaltigkeit rücken in den
Vordergrund.
Publications:
HAHN Felix, 2002: Landschaftsanalyse und Naturschutz im Biosphärenreservat Entlebuch. Geographisches Institut der Universität Bern.
Last update: 10/26/17
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-2231
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