Backhaus Norman

Ansichten und Einsichten aus Bergün zum Parc Ela

Project Number: CH-3585
Project Type: Master
Project Duration: 03/01/2007 - 03/01/2008 project completed
Funding Source: other ,
Project Leader: Prof. Norman Backhaus
Geographisches Institut - Human Geography
Universität Zürich
Winterthurerstr. 190 - Irchel
8057 Zürich
Phone: +41 (0) 44 635 51 72 ; +41 (0) 44 635 51 11
FAX: +41 (0) 44 635 68 48
e-Mail: norman.backhaus(at)geo.uzh.ch
http://www.geo.uzh.ch

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Research Areas:
Identity

Disciplines:
Legal and Social sciences, Economics
Social geography and Ecology

Keywords:
Geographie, Regionaler Naturpark Parc Ela, Albulatal, Akzeptanz

Abstract:
Der Landschaft kommt eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Natur und Kultur zu und es ist zu einem grossen Teil der Mensch, welcher die Zukunft der Landschaft bestimmt. In der heutigen sich schnell verändernden Welt ist die Forschung zum Thema Landschaftsentwicklung von grosser Relevanz und kann für die Praxis Empfehlungen zur nachhaltigen Entwicklung und Nutzung von Landschaften liefern (Backhaus et al. 2007). Ein Ansatz für eine nachhaltige Landschaftsentwicklung in der Schweiz sind zahlreiche neue Parkprojekte. Kleinräumige Schutzgebiete gibt es in der Schweiz schon seit langem – an grossräumigen Schutzgebieten hingegen mangelt es. Eine neue gesetzliche Grundlage soll nun vermehrt grosse Schutzgebiete fördern. Dazu wurde das Natur- und Heimatschutzgesetz revidiert und eine dazugehörige Pärkeverordnung erarbeitet. Diese definieren drei Kategorien von Pärken von nationaler Bedeutung: Nationalpärke, Regionale Naturpärke und Naturerlebnispärke. In Mittelbünden wurde im Juni 2006 der Regionale Naturpark „Parc Ela“ eröffnet. Er hat zum Ziel, Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung unter einen Hut zu bringen. Seit 2001 wird am Projekt des Parc Ela gearbeitet und bis zum 31. Januar 2008 darf der Parc Ela nun beim Bafu seine Kandidatur als Park von nationaler Bedeutung einreichen, um offiziell das Label eines Regionalen Naturparks zu erhalten. Eine Frage, die sich nun stellt ist, was die Leute, die im Parc Ela wohnen, von diesem Projekt denken. Das Dorf Bergün ist von Interesse, weil es im Konzept des Parc Ela ein Informationsfokus ist. Die zentrale Frage dieser Forschungsarbeit lautet demnach folgendermassen: Wie stehen verschiedene Akteure der Dorfbevölkerung von Bergün zum Regionalen Naturpark Parc Ela?
Auf inhaltlicher Ebene werden anhand qualitativer Leitfadeninterviews konkrete Erkenntnisse über die Ansichten der einheimischen Bevölkerung in Bezug auf die Entstehung, die aktuelle Situation und die Zukunft des Parc Ela gewonnen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die neun qualitativen Interviews in Bergün darauf hinweisen, dass die interviewten Personen an Bergün vor allem die Schönheit der unberührten Natur schätzen. Probleme hingegen sind, dass das Dorf verschuldet ist und dass Bergün von Abwanderung betroffen ist. Alles in allem gab es aber in der letzten Zeit relativ wenig Veränderungen in Bergün. Der Parc Ela wird von den Interviewten vor allem als Instrument der Zusammenarbeit und als Marketinginstrument gesehen, einige der Interviewten kennen jedoch den Parc Ela nicht bis ins Detail. Die Entstehung des Parc Ela war ein politischer Prozess und dies ist es noch immer, da der Parc Ela erst eine Kandidatur für einen Regionalen Naturpark stellt. Die Mehrheit der interviewten Personen steht dem Parc Ela grundsätzlich positiv gegenüber. Bei allen gibt es jedoch Zweifel in Bezug auf dessen Umsetzung. Es zeichnen sich sieben wichtige Vorteile des Parc Ela ab: Die Zusammenarbeit der Gemeinden und Talschaften, die Steigerung der Bekanntheit der Region, die Tatsache, dass es mit dem Parc Ela keine neuen Gesetze und Auflagen gibt, das erweiterte Angebot an Publikationen, Wegen und Führungen, die steigende Nachfrage nach Orten mit sanftem Tourismus, die Attraktivitätssteigerung der Region durch die Rhätische Bahn und die Hoffnung, mit dem Parc Ela der kostbaren Ressource Natur gerecht werden zu können. Die meistgenannten Nachteile und Schwierigkeiten des Parc Ela sind die zwiespältige Rolle von Savognin und der Bau des geplanten Castle Radons, das Projekt zum Bau von Staustufen für die Nutzung der Wasserkraft im Albulatal, die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Talschaften, die Partizipation der lokalen Bevölkerung am Parc Ela, die Fassbarkeit des Parkprojekts, der bereits existierende Labelwahn, wo der Parc Ela als neues Label hinzukommt und dass durch den Parc Ela kaum Arbeitsplätze geschaffen werden. Einige Leute wünschen sich für die Zukunft des Parc Ela eine vermehrte Eigeninitiative der lokalen Bevölkerung, eine vermehrte Zusammenarbeit unter den Gemeinden, die Vergabe des Labels durch den Bund, eine gute Vermarktung, der Natur gerecht zu werden, von globalen Entwicklungen in Richtung sanften Tourismus zu profitieren. Viele wünschen sich, dass das Projekt weitergehen möge. Insgesamt wird klar, dass vieles ist noch unklar und offen ist, dass der Parc Ela jedoch nicht mehr nur jung und schön ist, sondern dass die Leute sich bereits vielfältige, tiefgreifende Gedanken über dessen Zukunft machen. Dies kann durchaus auch als positives Zeichen gedeutet werden.
Auf methodischer Ebene schliesst diese Arbeit an ein dynamisches Modell zur Erfassung von Landschaften an (Backhaus et al 2007). Es wird bestätigt, dass bei der Wahrnehmung des Parc Ela durch die Lokalbevölkerung alle Dimensionen zur von Backhaus et al. (2007) entworfenen Erfassung einer Landschaft eine Rolle spielen. Die körperliche und sinnliche, die ästhetische, die identifikatorische, die politische, die ökonomische und die ökologische Dimension werden also explizit oder implizit angesprochen. Die Gewichtung der Dimensionen ist unterschiedlich stark und aufgrund der Interviews wird auch eine neue Dimension der Landschaft, die „zeitgeistige“ Dimension, identifiziert. In Bezug auf die Dimensionen zur Erfassung einer Landschaft wird in dieser Arbeit deutlich, dass alle Dimensionen sehr wichtig sind. Jeder konstruiert sich eine eigene „für wahr genommene“ Landschaft und es entsteht eine Vielfalt an Perspektiven. Diese können zu Konflikten führen, können aber auch bereichernd sein und helfen, Konflikte zu verstehen. In zwei Interviews mit Experten, die nicht in Bergün wohnen, sondern aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit den Parc Ela kennen, werden die inhaltlichen und die methodischen Erkenntnisse in einen Rahmen gesetzt und wird bestätigt, dass das aufgrund der Interviews mit der Lokalbevölkerung gewonnene Bild für Bergün realistisch scheint. Ausserdem wird klar, dass im Parc Ela immer wieder die zentrale Frage nach der Vereinbarkeit von Natur und Kultur auftaucht. Es werden unterschiedliche Zukunftskonzepte der Entwicklung einer Landschaft, welche sich mehr oder weniger gut mit dem Konzept „Regionaler Naturpark“ vereinbaren lassen, diskutiert. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass in der heutigen Gesellschaft in Bezug auf die Landschaft immer mehr neue Regionen gebildet werden. Der Parc Ela veranschaulicht diese Entwicklung.

Leading questions:
Wie stehen verschiedene Akteure der Dorfbevölkerung von Bergün zum Regionalen Naturpark Parc Ela?

Publications:
Heule, Angela. 2008. Ansichten und Einsichten aus Bergün. Masterarbeit, Geographisches Institut der Universität Zürich.
pdf Masterarbeit


Last update: 8/11/22
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-3585

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