Elsasser Hans

Akzeptanz von Regionalen Naturpärken bei der lokalen Bevölkerung in der Schweiz

Project Number: CH-4684
Project Type: Master
Project Duration: 02/01/2007 - 10/31/2007 project completed
Funding Source: other ,
Leading Institution: Universtität Zürich, Geographisches Institut
Project Leader: Prof. em. Hans Elsasser

Phone: +41 (0) 44 720 64 89
e-Mail: hans.elsasser(at)geo.uzh.ch

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Research Areas:
Identity

Disciplines:
Legal and Social sciences, Economics
Social geography and Ecology


Abstract:
Regionale Naturpärke verfolgen neben naturschützerischen Aspekten explizit auch regionalwirtschaftliche Ziele und sollen peripheren Regionen von besonderem landschaftlichem Wert helfen, sich im nationalen und internationalen Wettbewerb positionieren zu können. Während die Regionalen Naturpärke im umliegenden Europa bereits seit längerem etabliert sind, stellen sie für die Schweiz eine neue und noch weitgehend unbekannte Schutzgebietskategorie dar. Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Schaffung von Regionalen Naturpärken in der Schweiz und untersucht anhand der Parkprojekte im Diemtigtal (BE) und in der Region Thal (SO), wie das Konzept Regionaler Naturpark von der lokalen Bevölkerung wahrgenommen und verstanden wird. Hierzu wurden fünf Forschungsfragen formuliert:
  • Was versteht die lokale Bevölkerung unter dem Begriff Regionaler Naturpark?
  • Welche Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen hat sie im Zusammenhang mit einem Regionalen Naturpark?
  • Welche Rolle spielen hierbei Identifikation und Werthaltungen, Ängste, ökonomische Überlegungen oder ökologische Argumente?
  • Welche Rolle spielt die Vorgehensweise und die Informationspolitik der verantwortlichen Planungsstellen?
  • Welche Kommunikationsformen zwischen den beteiligten Akteuren werden praktiziert? Welche werden gewünscht? Die Untersuchung der Forschungsfragen erfolgte anhand von problemzentrierten Interviews, welche mit der lokalen Bevölkerung in den beiden Untersuchungsgebieten durchgeführt wurden. Die Erhebung und Auswertung der Daten orientierte sich am Prinzip der Grounded Theory nach STRAUSS & CORBIN (1996). In Form einer Semesterarbeit wurde zu einer ähnlichen Fragestellung zudem eine quantitative Untersuchung durchgeführt, welche teilweise in die vorliegende Arbeit integriert werden und somit zur breiteren Abstützung der Ergebnisse beitragen konnte.

    Die wichtigsten Ergebnisse aus der Untersuchung und die darauf basierenden Handlungsvorschläge lassen sich wie folgt zusammenfassen:
  • Die Vorstellungen zum Begriff Regionaler Naturpark sind sehr breit gefächert. Im Vordergrund stehen die Kategorien Natur (inkl. Landschaft), Tourismus und Landwirtschaft sowie die hohe ländliche Wohnqualität in einem natürlichen Umfeld. Es wurde verschiedentlich erwähnt, dass die Bevölkerung mit der momentanen Landschaftsqualität zufrieden ist und sich im Rahmen eines Regionalen Naturparks diesbezüglich keine Veränderungen wünscht. In den Bereichen Tourismus und Landwirtschaft erhoffen sich die befragten Interviewpartnerinnen und Interviewpartner mehrheitlich einen wirtschaftlichen Aufschwung. Es wurde in beiden Projektregionen jedoch auch betont, dass man befürchte, die touristische Entwicklung könne zu einer Einbusse der Lebensqualität und zu einer Gefährdung der landschaftlichen Unversehrtheit führen.
  • Die aufgeführten Vorstellungen im Zusammenhang mit dem Konzept Regionaler Naturpark basieren auf einem sehr breiten Spektrum an Voraussetzungen. Die Identifikation einer Person mit ihrer Wohnregion spielt hierbei eine zentrale Rolle und nimmt auch Einfluss auf ihre Identifikation mit dem Parkprojekt. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass Einwohnerinnen und Einwohner, welche sich sowohl mit der Landschaft, als auch politisch mit ihrer Wohnregion identifizieren, dem Regionalen Naturpark gegenüber tendenziell offener eingestellt sind. Zudem sind die praktizierten Kommunikationsformen zwischen der Projektleitung und den Einwohnerinnen und Einwohnern von grosser Bedeutung. Die meisten gut informierten Personen, sowohl befürwortende, als auch kritische, haben im persönlichen Gespräch vom Projekt erfahren und erachten es daher als sinnvoll, zukünftig den Informationsschwerpunkt noch intensiver auf den mündlichen Informationsaustausch und den direkten Kontakt zwischen den Initiantenkreisen und der Bevölkerung zu legen.

    Aufbauend auf diesen Ergebnissen kann eine idealtypische Gliederung der Akzeptanz von Regionalen Naturpärken vorgenommen werden: Befürworterinnen und Befürworter, Kritikerinnen und Kritiker sowie Einwohnerinnen und Einwohner ohne differenzierte Meinung. Interessant ist, dass in beiden Projektregionen, weder bei den Interviewgesprächen, noch in der quantitativen Fragebogenuntersuchung eine aktive Opposition gefunden werden konnte.
  • Die Untersuchung hat gezeigt, dass befürwortende Personen in direktem Kontakt mit den Initiantenkreisen und durch persönliche Information vom Parkprojekt erfahren haben. Sie engagieren sich mehrheitlich aktiv in ihrer Gemeinde und sind überzeugt, dass die Bevölkerung im Alltag vom Regionalen Naturpark profitieren kann.
  • Kritische Einwohnerinnen und Einwohner sind dem Projekt gegenüber nicht in allen Aspekten ablehnend eingestellt, sie kritisieren vielmehr gewisse thematische, oftmals aber auch planerische Teilbereiche des Projekts. Die interviewten Kritikerinnen und Kritiker stellen keine aktive Opposition dar, entweder bringen sie sich lösungsorientiert ein und setzen sich mit dem Projekt auseinander, oder aber sie ziehen sich zurück und wünschen so wenig wie möglich vom Parkprojekt tangiert zu werden.
  • Ein grosser Teil der befragten Bevölkerung erwartet aufgrund des Regionalen Naturparks keine grösseren Veränderungen in ihrem Alltag. In der Folge interessieren sie sich nicht oder nur sehr wenig für das Projekt. Diese Einwohnerinnen und Einwohner haben sich daher auch noch keine differenzierte eigene Meinung dazu gebildet. Es kann somit gefolgert werden, dass die Wahrnehmung des Begriffs Regionaler Naturpark und die damit verbundenen Vorstellungen zu möglichen Veränderungen im Alltag für den Akzeptanzbildungsprozess eine bedeutende Rolle spielen. Sie sollten im weiteren Planungsprozess berücksichtigt werden. Beachtenswert ist zudem der sehr lokale Identifikationscharakter in den einzelnen Dörfern. In den Interviews wurde verschiedentlich erwähnt, dass man sich wünscht Informationsveranstaltungen in den einzelnen Dörfern selbst besuchen zu können. Auch eine vermehrte Zusammenarbeit mit den bestehenden örtlichen Vereinen könnte aus Sicht der Bevölkerung zu einem breiteren Rückhalt der Parkprojekte führen.

    Die Schaffung von Regionalen Naturpärken ist ein sehr vielschichtiger Prozess und die Wahrnehmung und die Akzeptanz dieses Vorgehens in der lokalen Bevölkerung wird durch sehr zahlreiche Faktoren beeinflusst. Es kann daher nicht unmittelbar davon ausgegangen werden, dass sich die Akzeptanz des Vorhabens bei der Veränderung eines bestimmten Faktors erhöht, ebenso wenig ist die Berücksichtigung aller erwähnten Faktoren für eine erfolgreiche und akzeptierte Umsetzung der Projektidee erforderlich.

    Publications:
    Toscan, Ursina. 2007. Akzeptanz von regionalen Naturpärken bei der lokalen Bevölkerung in der Schweiz: Qualitative Untersuchung anhand der Beispiele Regioaler Naturpark Diemtigtal und Regionaler Naturpark Thal. Diplomarbeit, Geographisches Institut der Universität Zürich.

    pdf Diplomarbeit


    Last update: 3/1/23
    Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
    Update the data of project: CH-4684

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