Zettel Jürg

Wiederbesiedlung der Überschwemmungsflächen im Rottensand (VS) durch Grabwespen (Hymenoptera: Sphecidae)

Project Number: CH-4975
Project Type: Master
Project Duration: 05/01/1994 - 08/31/1995 project completed
Funding Source: other ,
Leading Institution: Universität Bern, Zoologisches Institut
Project Leader: Prof. em. Jürg Zettel
Biologe
Speichergasse 8
3150 Schwarzenburg
Phone: +41 31 971 34 44

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Research Areas:
Biodiversity

Disciplines:
zoology

Keywords:
Rottensand, Grabwespen, Wiederbesiedlung, Überschwemmung

Abstract:
1. Die vorliegende Arbeit ist ein Beitrag zu den Grundlagen für eine längerfristige Verfolgung der Sukzessionsvorgänge in der Dynamik der alpinen Flussaue Rottensand: Um die Auswirkungen zu erfassen, welche die Hochwasserkatastrophe im Wallis (Herbst 1993) auf die Topographie und die Vegetation des Rottensandes (westl. v. Leuk) hatte, wurde eine erste Oberflächenkartierung des Gebietes nach 6 verschiedenen Strukturtypen durchgeführt.

2. Im Vordergrund der Arbeit standen die Grabwespen (Hymenoptera: Sphecidae) als Indikatoren für den Wert von Sukzessionsstadien: Ihr Vorkommen wird im wesentlichen durch das Vorhandensein von geeigneten Niststandorten, Blüten als Nahrung der Imagines und Beutetieren als Larvennahrung bestimmt. Deshalb wurden vom Hochwasser nicht überschwemmte und überschwemmte, z.T. stark veränderte Standorte, bezüglich ihrer horizontalen und vertikalen Oberflächenstrukturen, Sandtextur, Bodenprofile, Spektrum der Blütenpflanzen und Besiedlung durch Grabwespen untersucht. Es wurden 10 für das Untersuchungsgebiet typische Standorte ausgewählt und von Juni bis Mitte September durch Beobachten, Kescher- Und Malaisefänge untersucht.

3. Die von F. Amiet erstellte Artenliste des gesamten Pfynwalds wurde aktualisiert und räumlich präzisiert. Es wurden 42 Grabwespen im Untersuchungsgebiet festgestellt. Am häufigsten waren Ammophila pubescens, die Anfang Juli ihr grösstes Vorkommen hatte, A. apicalis und Spex albisectus, die beide Ende Juli bis Mitte August am stärksten auftraten, Diodontus minutus, am häufigsten in der ersten Junihälfte, und Nitela spinolai (Phänologie anhand der Daten nicht erkennbar).

4. Geeignete Niststandorte an vegetationsfreien oder –armen, mehr oder weniger flachen Stellen der Steppe liessen sich vor allem durch die Konsistenz des Sandbodens definieren. Danach können die beobachteten Arten in drei Gruppen unterteilt werde:
a) lockerer Sand: Gorytes elegans, Bembecinus tridens, Bembix integra, B. rostrata, Nysson maculatus, Oxyblus bipunctatus, O. victor
b) leicht verdichteter Sand: Cerceris arenaria
c) kompakter Boden: Ammophila campestris, A. pubescens, Sphex albisectus, Philanthus triangulum, Miscophus ater, Diodontus minutus
Sowohl auf den vom Hochwasser stark betroffenen als auch auf den nicht oder kaum betroffenen Flächen des Gebietes waren alle drei Abstufungen vorhanden. Der Anteil an verdichtetem Sand war auf den nicht und wenig betroffenen Standorten im allgemeinen viel grösser als auf den stark betroffenen. Dort überwog der frisch abgelagerte, lockere Sand.
Die Umstrukturierung des Gebiets fördert Grabwespen, die in lockerem oder leicht verdichteten Sand nisten. Sie kamen vorwiegend auf den umstrukturierten Flächen vor. Arten der Gruppe c wurden ausser auf grossen Sandflächen überall beobachtet. Sie wurden durch das Hochwasser leicht benachteiligt. Die fortschreitende Sukzession begünstigt sie jedoch wieder.
Zusätzliche Strukturen wie Abrisse begünstigen ausserdem Arten wie D. minutus, die diese zum Nisten bevorzugen.

5. Das Blütenangebot war auf allen Untersuchungsflächen und ihrer Umgebung vergleichbar gering (Deckung meist < 25%), so dass angenommen werden kann, dass es keinen Einflluss auf die unterschiedliche Besiedlung von Flächen haben kann. Auf Grund der Vergleiche der Abundanz und Diversität der Grabwespen im unteren Pfynwald (Umgebung des Kieswerks Marti) kann aber erwartet werden, dass das Artenspektrum im Rottensand durch das spärliche Blütenangebot beeinflusst wird, welches einerseits die Hauptnahrunsgsquelle der Imagines, im besonderen jedoch einen wichtigen Begrenzungsfaktor der Beutetiere darstellt.

6. Auf den weiten, kahlen Geröllflächen kommt ein zusätzlicher limitierender Faktor für Grabwespen hinzu. Wegen der noch kaum vorhandenen Vegetation fehlen Beutetiere zur Versorgung der Larven weitgehend. FürArten, welche ihre Beute nur zu Fuss zum Nistplatz transportieren können, bestehen somit zwei Probleme: aus energetischen Gründen kann Beute nicht beliebig weit transportiert werden; bei hoher Sonneneinstrahlung wird die kahle Oberfläche derart erhitzt, dass eine Fortbewegung zu Fuss kaum mehr möglich ist.

7. Die Qualität der neu strukturierten Oberflächen wird sich in den nächsten Jahren verändern: Verdichtung des Sandes, Aufkommen von Moosschichten oder höherer Vegetation. In Abhängigkeit von Substratmächtigkeit und Wasserhaushalt wird dies mosaikartig erfolgen. Damit können die spezifischen Ansprüche vieler im Boden nistender Insekten abgedeckt werden. Um dieses Angebot langfristig aufrecht zu erhalten, ist eine periodische Überflutung aus ökologischen Gründen erwünscht.

Leading questions:
  • Welche Fläche vom Rottensand werden von welchen Arten als Nist-, Futter, Schlaf- und/oder Jagdstandorte genutzt?

  • Welche Qualitäten muss eine Fläche aufweisen hinsichtlich der Struktur des Bodens, dessen Oberfläche, der Vegetationsdichte und dem Blütenangebot, damit sie besiedelt wird?

    Publications:
    Jäger K. 1995. Besiedlung der Überschwemmungsflächen des Hochwassers 1993 im Rottensand durch Grabwespen (Hymenoptera, Sphecidae). Zoologisches Institut, Abteilung Synökologie, Universität Bern


    Last update: 12/29/16
    Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
    Update the data of project: CH-4975

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