Zettel Jürg

Auensukzession im Rottensand (VS): Wiederbesiedlung der Überschwemmungsflächen durch Wildbienen (Hymenoptera Apoidea)

Project Number: CH-4979
Project Type: Master
Project Duration: 07/01/1995 - 09/30/1996 project completed
Funding Source: other ,
Leading Institution: Universität Bern, Zoologisches Institut
Project Leader: Prof. em. Jürg Zettel
Biologe
Speichergasse 8
3150 Schwarzenburg
Phone: +41 31 971 34 44

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Research Areas:
Biodiversity

Disciplines:
zoology

Keywords:
Auensukzession, Rottensand, Überschwemmungsfläche, Wildbiene

Abstract:
Im Pfynwald (VS, unterhalb Leuk) ereignete sich im September 1993 eine Hochwasserkatastrophe, als im Gebiet des Rottensandes die Rhone die Dämme durchbrach und die Trockensteppe überschwemmte und zum Teil mit Geschiebe überfuhr. Daraufhin ergab sich die Gelegenheit, die Dynamik einer alpinen Flussaue zu verfolgen. Diese Arbeit ist Teil einer längerfristig geplanten Studie über die Sukzession der Wiederbesiedlung der Überschwemmungsflächen im Rottensand. Als erste Indikatorgruppe für den Verlauf der Wiederbesiedlung wurden Hymenopteren gewählt, woraus ich die Gruppe der Wildbienen (Apoidea) beobachtete.

Im Rottensand wurden zehn Untersuchnungsflächen ausgeschieden, wovon sechs in unterschiedlichem Mass durch das Hochwasser umgestaltet worden waren und vier im unbeeinträchtigten Steppengebiet lagen. Die Erhebung erfolgte von Mai bis Ende August 1995. Gesammelt wurde auf den Untersuchungsflächen und auf Transekten mit dem Kescher, Malaisefallen und Nistkästen ergänzten das Artenspektrum. Anhand verschiedener abiotischer (Oberflächenstruktur, Bodenprofil) und biotischer (Vegetation) Parameter wurde erklärt, wie und wofür die Untersuchungsflächen von Wildbienen genutzt wurden.

Insgesamt konnte ich 80 Wildbienenarten nachweisen; davon steht nahezu ein Drittel auf der Roten Liste für die Südschweiz. 60% der Arten waren Spezialisten mit Habitatansprüchen, die der Rottensand erfüllen kann. Für viele Wildbienen (20% der gefundenen Arten) ist das Untersuchungsgebiet von gesamtschweizerischer Bedeutung als Refugium.

Blütenbesuche wurden vor allem auf den unbeeinträchtigten Flächen beobachtet, da das Hochwasser das Blütenangebot im Überschwemmungsgebiet vermindert hatte. Auf 33 Pflanzenarten wurden Blütenbesuche festgestellt, wobei Centaurea vallesiaca bezüglich Beobachtungsanzahl und Anzahl besuchender Wildbienenarten dominierte, gefolgt von Diplotaxis tenuifolia, Reseda lutea und Astragalus onobrychis. Die ausgedehnte Geröllfläche wies im Gegensatz zum ersten Jahr nach der Überschwemmung schon einige Pionierpflanzen auf. In der Folge konnte ich Wildbienen hauptsächlich beim Blütenbesuch (v.a. auf Reseda lutea) beobachten, aber auch Nistaktivitäten in dem auf dieser Fläche angebotenen Nistkasten.

Die Wildbienen profitierten insgesamt von der Überschwemmung, indem die Strukturvielfalt der Bodenoberfläche erhöht wurde und damit neue Nistmöglichkeiten geschaffen wurden. Nistaktivitäten konnten vor allem auf den beeinträchtigten Flächen festgestellt werden. Bei einigen Arten ist die Teilung des Gebietes in einen Nahrungs- und einen Nistraum gut erkennbar: so sammelten Andrena carbonaria, Anthidium laterale und Anthophora bimaculata im unbeeinträchtigten Steppenteil an Centaurea vallesiaca Pollen und fanden im beeinträchtigten Teil Nistmöglichkeiten.

Mit fortschreitender Sukzession wird die Bodenoberfläche mit Moos und Vegetation überwachsen werden, wodurch insbesondere Arten, die in Lockersand nisten, abnehmen werden. Es ist sehr wichtig, dass Nistgelegenheiten und Nahrungsressourcen in einem kleinflächigen Mosaik nebeneinander vorkommen. Demnach ist eine Teilrevitalisierung der Aue im Rottensand wünschenswert, da kleinere, periodische Überschwemmungen mit ihrer hohen Gestaltungskraft immer neue Pionierorte schaffen werden. Jedoch müssen die bestehenden, wertvollen Steppenfragmente vor schweren, zerstörerisch wirkenden Hochwassern geschützt und der Verinselung des Lebensraumes durch Ausdünnen des Föhrenbestandes entgegengewirkt werden.

Leading questions:
  • Wie entwickelt sich die Wiederbesiedlung der Überschwemmungsfläche im Rottensand durch die Wildbienen?

  • Wie verändert sich die für das Auftreten von Wildbienen massgebenden Parameter (Vegetation, Bodenoberfläche) mit fortschreitender Sukzession?

    Publications:
    Loeffel K. 1996. Auensukzession im Rottensand (VS): Wiederbesiedlung der Überschwemmungsflächen durch Wildbienen (Hymenoptera Apoidea). Zoologisches Institut, Abteilung Synökologie, Universität Bern

    Loeffel K, Streich S, Westrich P, Zettel J. 1999. Auensukzession und Zonation im Rottensand (Pfynwald, Kt. VS). II. Die Wiederbesiedlung einer Überschwemmungsfläche durch Wildbienen (Hymenoptera, Apidae). Mitt Schweiz Entomol Ges 72: 139-151


    Last update: 12/20/19
    Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
    Update the data of project: CH-4979

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