Ruoss Engelbert

Das Umweltverhalten von Mountainbikefahrern im Biosphärenreservat Entlebuch

Project Number: CH-5006
Project Type: Master
Project Duration: 04/05/2002 - 07/07/2003 project completed
Funding Source: other ,
Leading Institution: Global Regions Initiative
Project Leader: Dr. Engelbert Ruoss
Senior Consultant and Lecturer
UNESCO Chair
Università della Svizzera italiana
Via Giuseppe Buffi 13
6900 Lugano
Phone: +41 79 425 85 19
e-Mail: e.ruoss(at)bluewin.ch
http://engelbert.ruoss@usi.ch

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Disciplines:
Social geography and Ecology

Keywords:
Entlebuch, Mountain bike, behaviour, knowledge

Abstract:
Natur und Landschaft werden in den letzten Jahren immer mehr von neuen Sport- und Freizeitaktivitäten in Anspruch genommen. Zu den traditionellen Freizeitbeschäftigungen in der Natur wie Wandern, Schwimmen oder Skifahren sind viele weitere Aktivitäten hinzugekommen. Bei diesen neuen Aktivitäten wie Mountainbiking oder Riverrafting stehen Erlebnis, Genuss und Abenteuer im Vordergrund. Gemeinsam sind für diese neuen Freizeitaktivitäten aufwendige Ausrüstungen, ein modisches Outfit und eine Verlagerung aus den Ballungsgebieten hinaus in nicht oder wenig genutzte Räume. Die Anzahl der Aktiven, die die neuen Freizeittrends ausüben, lässt sich in einzelnen Fällen angeben, so sind im Sommer in den Alpen ca. 3 Mio. Mountainbiker unterwegs.

Neue Sportarten verbrauchen Landschaft, bringen mehr Verkehr und stellen ein damit ein Konfliktpotential dar. Die Umwelteinstellung vieler Sportler stimmt oft nicht mit dem tatsächlichen Umweltverhalten überein. Das Klagen über die Umweltzerstörtheit gewisser Orte hält wenige davon ab, nicht mit dem Auto dahin zu reisen. Das Entlebuch ist von der Unesco, der Weltorganisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, im September 2001 als erstes Biosphärenreservat der Schweiz gemäss Sevilla-Strategie anerkannt worden. Biosphärenreservate sind Modellregionen, in denen die Erhaltung von Natur- und Kulturlandschaft, die Stärkung der Regionalwirtschaft, der Einbezug der Bevölkerung in die Gestaltung ihres Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraumes sowie Forschung und Bildung im Vordergrund stehen. Weltweit existierten Ende 2002 425 Biosphärereservate in 95 Ländern. Ein Biosphärenreservat muss sich durch die drei Funktionen Schutz, Entwicklung und Forschung auszeichnen. Auf dem Wege hin zu einer Freizeitgesellschaft hat sich das Mountainbikefahren weitgehend etabliert. Der Grund für die rasante Entwicklung des Mountainbike-Sportes liegt vor allem in der Faszination der Sportart. Während bisherige Fahrrädern an die Strassen gebunden waren, ermöglicht das Mountainbike den Offroad-Trip in der unverbauten Landschaft, das Sporttreiben abseits von lärmigen Strassen, und die Erholung in der Natur verbunden mit viel Erlebnis, was dem heutigen Trend im Tourismus entspricht.

Das Mountainbikefahren löst in zweierlei Hinsicht Konflikte aus:
• ökologische Probleme
• soziale Probleme

Soziale Konflikte sind Nutzungskonflikte zwischen Gruppen, die sich bei gleichzeitiger Beanspruchung von Flächen (vor allem von Wegen) gegenseitig behindern. Immer mehr Freizeitsportler bewegen sich mit ihrem Raumanspruch in der freien Natur – dass es dabei vor allem an schönen Sonntagen in gut erreichbaren, naturnahen Räumen zu Konflikten kommen kann, ist offensichtlich.

Ökologische Belastungen durch Mountainbikefahrer können auftreten,
a) wenn Wege verlassen werden und als Folge von Bremsspuren und sonstigen mechanischen Einwirkungen dabei die Pflanzendecke (z.B. Grasnarbe) zerstört und (eventuell als Folge davon) Erosion ausgelöst wird.
b) wenn auf Wegen oder abseits von Wegen in ökologisch hochwertige Lebensräume störanfälliger Tierarten eingedrungen wird.
c) wenn im Rahmen von Massenveranstaltungen (Wettkämpfen) Vegetation und Boden beeinträchtigt (Trittschäden) und Abfälle nicht beseitigt werden.
d) wenn der Sportler seinen Aktionsraum mit seinem Auto aufsucht (An- und Abfahrt), was zu entsprechenden Lärm- und Luftbelastungen führt.

Die hügelige, bergige Landschaft des Entlebuchs eignet sich hervorragend für das Mountainbikefahren. Auch die herrliche Aussicht auf die Alpen und die Umgebung locken jährlich Tausende mit ihren Bikes in die Region. Für jeden Schwierigkeitsgrad lassen sich Touren finden, fast unendlich ausdehnbar sind die Routen.
Leider gibt es noch keine offiziellen Wege, Karten oder Routenführer. Trotzdem: Für das Entlebuch und deren Tourismusanbieter stellt das Mountainbikefahren eine Chance dar, den Tourismus in der Region und die Region selber aufzuwerten. Voraussetzung ist, dass das Biken in das Konzept des Biosphärenreservats passt.
Dies wurde durch die vorliegende Arbeit untersucht. 7 Fragebogen von den Tourismusvereinen und 126 Fragebogen von Bikern kamen zur Auswertung.

Die Resultate der Befragung können wie folgt zusammengefasst werden:
Mountainbiketourismus scheint für alle sieben Tourismusgemeinden eine neue Herausforderung und ein ideales Marktsegment darzustellen. Die Chance wurde zum Teil bereits wahrgenommen, anderenorts eifert man diesen Vorreitern nach.
Praktisch alle Gemeinden sehen im Mountainbiking eine Zukunft für den Tourismus im Biosphärenreservat, nur ist man sich noch nicht sehr schlüssig über die Realisierung. Probleme bereiten nebst dem Budget auch die konkreten Planungen und deren Umsetzungen.
Dass gerade die zwei Wintersporttourismusgemeinden den Anfang längst vor der Realisierung des Projektes gewagt haben, ist wegen den vorhandenen Strukturen nicht weiter verwunderlich. Auf deren Planungen und der Leitung und Koordination durch Entlebuch Tourismus kann man aufbauen, und ein Netz über die ganze Region spannen. Den Antworten der verschiedenen Tourismusvereinen zu folge möchte jede Gemeinde vorerst einmal für sich etwas verwirklichen. Escholzmatt ist daran, verschiedene Biketouren offiziell zu machen, Schüpfheim ist an verschiedenen Abklärungen, Romoos/Doppleschwand/Bramboden möchte nach der Realisierung ihres Wandernetzes auch Bikewege ausschildern.
Sinnvoller wäre es jedoch, gemeinsam, das heisst über die gesamte Region hinweg ein einheitliches Konzept und auch eine einheitliche Beschilderung anzuwenden. Die Tourismusvereine sollten beginnen, in grossen Belangen über ihre Gemarkungen hinweg zu denken. Es ist nicht möglich, innerhalb einer Gemeinde ein genügend attraktives Netz aufzubauen. Wichtig ist, dass die Tourismusgemeinden gemeinsam planen und vermarkten, jedoch selbständig unterhalten und nutzen.

Publications:
Hofstetter Yvonne (2003): Das Umweltverhalten von Mountainbikefahrern im Biosphärenreservat Entlebuch. Diploma Thesis, Universität Bern.


Last update: 12/20/19
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-5006

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