Müller-Böker Ulrike
Maiensässe in Graubünden. Ein Element des kulturellen Erbes zwischen Erhaltung und Weiterentwicklung
Project Number: CH-5697
Project Type: |
Master |
Project Duration: |
04/01/2005 - 03/15/2006 project completed |
Funding Source: |
other , |
Leading Institution: |
Geographisches Institut der Universität Zürich |
Project Leader: |
Prof. em. Ulrike Müller-Böker Emerita Geographisches Institut - Human Geography Universität Zürich Winterthurerstr. 190 - Irchel 8057 Zürich Phone: +41 (0) 76 372 61 90 ; +41 (0) 44 635 51 71 FAX: +41 (0) 44 635 68 44 e-Mail: ulrike.mueller-boeker(at)geo.uzh.ch http://www.geo.uzh.ch |
Research Areas:
Disciplines:
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Social geography and Ecology |
Abstract:
Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird die Einstellung der betroffenen Bevölkerung zum Wandel der Kulturlandschaft Graubündens anhand des Landschaftselementes Maiensäss untersucht. Es werden sowohl die Situation der Maiensässe in Graubünden, als auch die Bedeutungen, die den Maiensässen heute zugeschrieben werden, wie auch die Beurteilung der Entwicklung der Maiensässe aufgezeigt. Zudem werden Wünsche und Befürchtungen einer zukünftigen Entwicklung erfasst.
Um die Daten zu gewinnen wurden insgesamt 13 Leitfadeninterviews (Experten- und Nutzerinterviews) durchgeführt. Die Auswertung dieser Interviews zeigt, dass die betroffene Bevölkerung den Hütten heute verschiedene Bedeutungen zuweist. Die Bedeutungen lassen sich auf verschiedenen Ebenen zusammenfassen. Auf individueller Ebene sind die persönliche Nutzung für Ferien und Freizeit, das Erleben von Natur und einfachem Leben, Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Umwelt sowie das gemeinschaftliche Beisammensein wichtig. Zudem sind Maiensässe oftmals Ankerpunkte der eigenen Familiengeschichte. Auf lokaler Ebene sind Maiensässe ein markantes Landschaftselement. Sie werden als typisch Bündnerisches Kulturgut angesehen und rufen so auch ein regionales Zugehörigkeitsgefühl hervor. Auch erhalten sie zunehmend einen touristischen Wert als Ausflugsziel. Auf nationaler Ebene werden Maiensässe mit einer heilen Welt in Zusammenhang gebracht. Aus der Analyse der Daten wird deutlich, dass Maiensässe als kulturelles Erbe definiert werden können, denn ihre traditionelle Bedeutung wird durch zeitgenössische Bedeutungen ersetzt. Ausserdem lassen sich die Bedeutungen den beiden Identitätsaspekten Kontinuität (z.B. Ankerpunkte, einfaches Leben, Zugehörigkeit) und Weiterentwicklung (z.B. Gestaltungsmöglichkeiten, Tourismus) zuordnen. Die Wichtigkeit dieser beiden Aspekte zeigt sich auch in der Beurteilung der Entwicklung durch die Befragten. Anhand des Spektrums der Beurteilungen lassen sich drei Gruppen bilden. Nur wenige sind gegen die heutigen Nutzungsformen und möchten den alten Zustand zurück gewinnen. Die Mehrheit spricht sich für Erhalt mit wenig Weiterentwicklung aus. Die alte Bausubstanz soll zwar erhalten werden, aber Anpassungen an heutige Ansprüche sollen möglich sein. Eine weitere Minderheit möchte dagegen zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten. Nach ihnen soll bei einem Wiederaufbau nach der Zerstörung einer Baute die alte Form nicht imitiert werden. In einem solchen Fall sollte es möglich sein, einen zeitgemässen Bau zu erstellen. Gestalterisch wird also eine Weiterentwicklung gewünscht – diskutiert wird vor allem über das mögliche Ausmass der Veränderungen. Zudem kann eine Diskrepanz zwischen den Komfortansprüchen für die eigenen vier Wände und den romantisch-nostalgischen Vorstellungen zum Gesamtbild der Maiensässsiedlung ausgemacht werden. Für den Umbau der eigenen Hütte werden die gesetzlichen Vorgaben oft als (zu) streng beurteilt. Wenn es aber um das gesamte Erscheinungsbild der Siedlung geht, besteht die Auffassung, dass doch zu viele Veränderungen möglich sind und auch stattgefunden haben.
Für die Zukunft werden vor allem extreme Entwicklungen befürchtet – sei es Richtung Ferienhausgürtel oder sei es Richtung Nutzungsaufgabe und Einwachsen der Gebiete. Gewünscht wird eine Entwicklung ähnlich der bisherigen. Der Erhalt der Maiensässe ist also unbestritten, es bestehen aber Diskussionen über den Spielraum der möglichen Veränderungen. Die gesetzlichen Regelungen werden generell anerkannt und es wird eingesehen, dass sie nötig sind, um die noch vorhandene Bausubstanz und den Charakter der Siedlungen zu erhalten. Diese Regeln müssen aber immer wieder neu ausgehandelt werden, um sich den neuen Ansprüchen, Bedürfnissen und Situationen anpassen zu können. Innerhalb der gesetzlichen Regelungen sind dann mit dem zuständigen Bauberater für jede Baute individuelle Lösungen zu suchen. Die gesetzlichen Regelungen tragen so sowohl zu Beständigkeit als auch zu Veränderungsmöglichkeiten bei und beide Aspekte sind Bedingung dafür, dass die Ortsidentität gewahrt werden kann.
Das Projekt ist Teil des Koordinationsprojekts
Parc Ela: Natur und Kultur
Publications:
Knab L. 2006. Maiensässe in Graubünden. Ein Element des kulturellen Erbes zwischen Erhaltung und Weiterentwicklung – Eine qualitative Fallstudie in Alvaneu und Fanas. Diplomarbeit, Geographisches Institut der Universität Zürich, Abteilung Humangeographie
pdf Diplomarbeit
Last update: 8/11/22
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-5697
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