Haeberli Wilfried

Murgänge im Schweizerischen Nationalpark

Project Number: CH-2506
Project Type: Master
Project Duration: 07/01/2005 - 06/30/2006 project completed
Funding Source: private ,
Project Leader: Prof. em. Wilfried Haeberli
retired, still active
Geographisches Institut - Physical Geography
Universität Zürich
Winterthurerstr. 190
8057 Zürich
Phone: +41 044 915 26 50 ; +41 079 202 33 83
FAX: +41 (0) 44 635 68 48
e-Mail: wilfried.haeberli(at)geo.uzh.ch
http://www.geo.uzh.ch/en/department-organization/emeriti

related to this project.
for which the project has a relevance.


Research Areas:
Landscape

Disciplines:
geomorphology
environmental sciences

Keywords:
Murgänge
Schweizerischer Nationalpark
Modellierung
Umweltpädagogik

Abstract:
Der einzige Nationalpark der Schweiz befindet sich im Unterengadin. Mit der zunehmenden Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts gab es auch in der Schweiz immer mehr Menschen, die sich um die Natur und ihre Zukunft Sorgen machten. Aufgrund dessen wurde im Jahre 1914 der erste Nationalpark der Alpen und Mitteleuropas gegründet (Parc Naziunal Svizzer, 2001). Im Bundesgesetz über den Nationalpark wird sein Wesen wie folgt umschrie-ben:

„Der Schweizerische Nationalpark im Engadin und Münstertal im Kanton Graubünden ist ein Reservat, in dem die Natur vor allen menschlichen Eingriffen geschützt und namentlich die Tier- und Pflanzenwelt ihrer natürlichen Entwicklung überlassen wird. Es sind nur Eingriffe gestattet, die unmittelbar der Erhaltung des Parks dienen.
Der Nationalpark ist der Allgemeinheit zugänglich, soweit es die Parkordnung zulässt. Er soll Gegenstand dauernder wissenschaftlicher Erforschung sein“ (Artikel 1 Nationalpark-gesetz, SR 454).

Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll der Fokus, der im Bundesgesetz erwähnten wissenschaftlichen Erforschung, auf Murgänge gelegt werden. Neben der Erforschung der Flora und Fauna im Nationalpark wird damit für einmal ein Geoaspekt beleuchtet.

Murgänge gehören zu den gefährlichsten Naturphänomenen der alpinen Region. Ihre Zerstörungskraft führt immer wieder zu grossen Schadensereignissen. Nach Zimmermann et al (1997: 15) ist den Bewohnern der betroffenen Berggebiete die zerstörerische Kraft der Murgänge schon lange bekannt, doch mit der intensiven systematischen Erforschung dieses Phänomens begann man erst nach den Unwettern im Jahre 1987. Im Bericht über die Hochwasser 1987 wird ein Murgang folgendermassen beschrieben:

„Ein Murgang ist ein schnellfliessendes Gemisch von Lockermaterial und unterschiedlichen, meist jedoch eher geringen Anteilen von Wasser. (…) Das Bewegungsverhalten des Murgangs ist ähnlich, wie dasjenige von Lawinen. Der Abfluss ist ausgeprägt instationär; der zeitliche Verlauf (Ganglinie) eines Murschubes kann vereinfacht als dreiecksförmige Welle angenommen werden, wobei der Maximalabfluss des Wasser - Feststoff - Gemisches unmittelbar hinter der Spitze der Welle, der sogenannten Murenfront, auftritt. (…) Die Feststoffe sind mehr oder weniger gleichmässig über die Abflusstiefe verteilt und machen etwa 30 bis 60 Volumenprozent aus. Ein Ereignis setzt sich in der Regel aus mehreren Schüben zusammen“ (Haeberli et al, 1991: 77).

Ziele
Das Thema der Murgänge im schweizerischen Nationalpark wird in dieser Diplomarbeit aufgegriffen und genauer behandelt. Damit wird ein Geoaspekt des Nationalparkes thematisiert. In ausgewählten Teilen des Parks werden Murgänge erfasst und ihre Grösse und Häufigkeit abgeschätzt. Die Bestimmung und Quantifizierung von Murgangparametern werden es erlau-ben, Bedingungen zu nennen, welche die ausgesuchten Murgänge auslösen können.

Die Modellierung einzelner Murgänge ist ein weiteres Ziel dieser Arbeit. Mit den Programmen MSF und FLO-2D werden ausgewählte Murgänge modelliert und die Resultate miteinander verglichen. Als Grundlage wird das digitale Höhenmodell (DHM) der Swisstopo verwendet. Darüber hinaus steht entlang der Ofenpassstrasse ein viel genaueres, durch eine Laserbefliegung entstandenes, DHM mit einer Auflösung von einem Meter zur Verfügung. Ein Vergleich der Modellierungen wird zeigen, wie stark das zu Grunde liegende DHM die Genauigkeit des Resultates beeinflusst.

Zusätzlich zur geowissenschaftlichen Arbeit werden interessante Informationen über Murgänge didaktisch aufbereitet und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es ist geplant, ein Faltblatt der Reihe FOCUS zu gestalten. Mit diesen Informationsunterlagen können die Besucher während einer Wanderung an verschiedenen Standorten das Phänomen Murgang in der Landschaft erkennen und etwas über die wissenschaftlichen Hintergründe erfahren.


Publications:
Stolz A 2006: Murgänge im Schweizerischen Nationalpark. Parametrisierung udn Modellierung. Diplomarbeit geogr. inst. univ. Zürich , 97. S. + Anhang (Leitung C. Huggel udn W. Haeberli)

Stolz A 2006: Murgänge im Gebiet Margunet (Schweiz. Nationalpark). FOCUS - Beobachtungen im Schweizerischen Nationapark. Zernez


Last update: 12/23/16
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-2506

Go Back