Backhaus Norman

Nächtliche Dunkelheit im Val Müstair: Eine Untersuchung über die Wahrnehmung und das touristische Potenzial der nächtlichen Dunkelheit 
Darkness and light pollution in Val Müstair


Project Number: CH-5367
Project Type: Master
Project Duration: 01/01/2015 - 11/30/2015 project completed
Funding Source: other ,
Leading Institution: Geographisches Institut, Universität Zürich
Project Leader: Prof. Norman Backhaus
Geographisches Institut - Human Geography
Universität Zürich
Winterthurerstr. 190 - Irchel
8057 Zürich
Phone: +41 (0) 44 635 51 72 ; +41 (0) 44 635 51 11
FAX: +41 (0) 44 635 68 48
e-Mail: norman.backhaus(at)geo.uzh.ch
http://www.geo.uzh.ch

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Research Areas:
Living Space

Disciplines:
Social geography and Ecology

Keywords:
Geography, anthropogeography, landscape perception, tourism

Abstract:

Zusammenfassung der Eregbnisse
Durch die künstliche Beleuchtung, welche in den letzten Jahren stark zugenommen hat, wird die nächtliche Dunkelheit auf immer kleinere Bereiche zurückgedrängt (Held et al. 2013: 13; Thélin & Roth 2010: 19; Klaus et al. 2005: 7). In Europa sind ausgedehnte, natürlich dunkle Gebiete seltener geworden (Thélin & Roth 2010: 19). Durch die Zunahme der künstlichen Beleuchtung verschwindet der sichtbare Sternenhimmel für viele Menschen (ebd.). Im Val Müstair kann diese natürliche Dunkelheit und der Sternenhimmel erlebt und beobachtet werden (Waser 2013: 12). Das Tal südlich des Schweizer Nationalparks zählt zu den dunkelsten Gebieten der Schweiz, in welchem von blossem Auge bis zu 5000 Sterne beobachtet werden können, was hundertmal so viele sind wie in Zürich (ebd.). Ziel der vorliegenden Arbeit war, die Wahrnehmung der Bevölkerung zur nächtlichen Dunkelheit und zur künstlichen Nachtbeleuchtung zu erfassen. Des Weiteren wurde das touristische Potenzial der nächtlichen Dunkelheit im Val Müstair eruiert.

Die beiden Fragestellungen wurden mit quantitativen und qualitativen Methoden untersucht. Die Wahrnehmung der Bevölkerung zur nächtlichen Dunkelheit und der künstlichen Nachtbeleuchtung erfolgte mit der quantitativen Methode der standardisierten Befragung und mit einem Fragebogen als Erhebungsinstrument. Die Befragung erfolgte im Frühjahr 2015 persönlich vor Ort. Dabei wurde eine Vollerhebung der Haushalte angestrebt. Die Nacherhebung erfolgte mit der systematischen Zufallsstichprobe aller volljährigen Einwohnerinnen und Einwohnern.

Das touristische Potenzial der nächtlichen Dunkelheit wurde mit Experteninterviews und einer Touristenumfrage untersucht. Im Rahmen der Experteninterviews wurden sieben Personen befragt, welche mit Ausnahme einer Person im Tourismusbereich tätig sind. Die Touristenumfrage erfolgte ebenfalls mit einem Fragebogen, welcher sich an Gäste im Val Müstair richtete. Mit diesem wurde das Interesse für Nachtaktivitäten eruiert. Die Touristenbefragung erfolgte im Sommer 2015 ebenfalls vor Ort.

Mit Hilfe der deskriptiven und schliessenden Statistik konnte festgestellt werden, dass die Wohnbevölkerung die nächtliche Dunkelheit im Val Müstair positiv wahrnimmt. Des Weiteren fühlt sie sich relativ sicher in der Dunkelheit. Zwischen weiblichen und männlichen Personen besteht ein Unterschied bezüglich des Sicherheitsgefühls. Die Einwohnerinnen und Einwohner nehmen auch eine Zunahme der künstlichen Nachtbeleuchtungen im Tal wahr. Des Weiteren schätzt die Wohnbevölkerung die aktuelle Strassenbeleuchtung. Die Bevölkerung ist klar gegen einen Abbau der Strassenlampen, begrüsst jedoch eine Reduzierung der Einschaltdauer und die Einführung von neuen Beleuchtungstechniken.

Mit Hilfe der Inhaltsanalyse nach Mayring konnten verschiedene Erkenntnisse der Experteninterviews zur Einschätzung des touristischen Potenzials eruiert werden. Dabei zeigt sich, dass die physischen Bedingungen wie die zugängliche Lage, die trockene Luft und die vorhandene Dunkelheit für Nachtaktivitäten wie der Himmelsbeobachtung im Val Müstair gegeben sind. Die nächtliche Dunkelheit kann als Nischenprodukt im Tal dargestellt werden. Des Weiteren existieren bereits einige Angebote in der Dunkelheit für Touristen, welche zwar ausbaufähig, jedoch nicht allen Gästen bekannt sind. Die befragten Touristen interessieren sich grösstenteils für solche Nachtaktivitäten und sind auch bereit, einen finanziellen Beitrag dafür auszugeben. Das Interesse dieser Touristen konzentriert sich vorwiegend auf Angebote, welche unter dem freien Sternenhimmel erfolgen und bei welchen einer Aktivität nachgegangen werden kann. Diese Masterarbeit zeigt, dass die Wahrnehmung der nächtlichen Dunkelheit stark mit Themen der Angst und Sicherheit verbunden ist. Ausserdem konnte dargelegt werden, welche Komponenten für den aktiven Ausbau eines touristischen Nischenproduktes in einer hochalpinen Region in der Schweiz wichtig sind. Allgemein können die Ergebnisse dieser Masterarbeit wichtige Beiträge für die Forschungsbereiche Tourismus und Landschaftswahrnehmung von nächtlichen Landschaften liefern.

Leading questions:
Die aktuellen Forschungsfragen lauten:
  • Wie nimmt die lokale Wohnbevölkerung Licht und Dunkelheit (die Nachtlandschaft) im Münstertal wahr?
  • Welche Faktoren beeinflussen die Wahrnehmung von Licht und Dunkelheit?
  • Wie wird die Bedeutung der Dunkelheit im Münstertal von der Wohnbevölkerung eingeschätzt?
  • Welches touristische Potential birgt das Biosphärenreservat Val Müstair?
  • Welche Relevanz weist die Dunkelheit für anwesende Touristen im Münstertal auf?
  • Wie wird die Bedeutung der Dunkelheit im Münstertal von Personen, die im Tourismusbereich tätig sind, eingeschätzt?

    Publications:
    Mazenauer Claudia (2015) Nächtliche Dunkelheit im Val Müstair: Eine Untersuchung über die Wahrnehmung und das touristische Potenzial der nächtlichen Dunkelheit. Masterarbeit, Geographische Institut der Universität Zürich pdf Masterarbeit


    Last update: 7/18/17
    Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
    Update the data of project: CH-5367

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