Goll Jürg

Archäologie und Kunstgeschichte des Klosters St. Johann in Müstair: Auswertung.

Project Number: 1212-063610
Project Type: Research_Project
Project Duration: 07/01/2001 - 12/31/2008 project completed
Funding Source: SNSF ,
Leading Institution: Archäologischer Dienst Graubünden
Project Leader: Dr. Jürg Goll
Pensioniert



related to this project.
for which the project has a relevance.


Research Areas:
Living Space

Disciplines:
Visual arts and Art history
Archaeology

Keywords:
müstair, keramik, bein, archeology, findings, ceramics

Abstract:
Die Auswertung der archäologischen Forschungen im Kloster St. Johann in Müstair setzt die vorgängige Bearbeitung der wichtigsten Funde voraus. Das vorliegende Projekt schliesst eine empfindliche Lücke in der Reihe der ausgewerteten Fundgruppen. Die Keramik ist in der Archäologie die Hauptfundgruppe und bildet oft das Leitfossil durch die Zeiten. Diesen Umstand gilt es für die geplante archäologische Auswertung zu nutzen. Untersucht wird im konkreten Fall die Geschirrkeramik. Dazu zählen wir alle im Haushalt verwendeten Gefässe, die aus gebranntem Ton hergestellt sind. Zu unterscheiden ist grundsätzlich zwischen Ess-, Koch-, Transport- und Vorratsgefässen sowie Sonderformen, die beispielsweise der Beleuchtung oder Hygiene dienen. Wichtig erscheint uns, dass es vor Ort keine Keramikproduktion gegeben hat. Woher das Kloster sein Geschirr bezog, ist vorderhand noch unbekannt und eine der Aufgaben der angestrebten Analyse. Eine erste Durchsicht zeigt, dass für die frühmittelalterlichen, karolingischen und ottonischen Epochen sehr wenig Fundmaterial vorliegt. Erst im 13. Jh. und später ist eine grössere Typenvielfalt festzustellen. Im 15. Jh. erreichten dann auch Importe oder Gastgeschenke aus Sachsen-Thüringen (Keramik der sogenannten Falke-Gruppe), Spanien (Lüster-Ware aus Alicante) und aus Italien (unter Glasur geritzte Keramik ceramica sgraffita) die Bergregion des Münstertales. Bedeutungsvoll ist die Frage, wie der Standort des Klosters das Leben der Bewohner geprägt hat. Müstair liegt am Schnittpunkt zweier Kulturräume, am Übergang vom mediterranen zum mitteleuropäischen Kulturkreis. Dieser Umstand hat ebenso Auswirkungen auf die Lebensart wie auf die Ausstattung und dürfte sich im Fundmaterial wie der Keramik und damit den Essgewohnheiten neben den klösterlichen Vorgaben deutlich niederschlagen. Parallelen oder Unterschiede zu bereits untersuchten Objekten Mittel- und Südeuropas könnten aufgezeigt werden. Unzweifelhaft lässt die Analyse der Keramik Veränderungen der Herrschaftsform und die Veränderungen der Lebensumstände nachvollziehen. Vergleichsstudien städtischer oder bäuerlicher Strukturen ähnlicher Zeitstellung könnten Gemeinsamkeiten im Fundmaterial aufzeigen, aber auch jene Typen aussondern, die sich als ?typisch? für den Lebensraum Kloster zu erkennen geben. Die archäologischen Forschungen in Müstair zeichnen sich durch hohe Präzision und exakte Methodik aus. Das geborgene Fundmaterial aller Gattungen erlaubt aufgrund der oben angegebenen Umstände eine über weite Strecken bis auf 50 bis 100 Jahre genaue Datierung. Die Möglichkeit eine für die Region Ostschweiz, Westösterreich und Südtirol weitestgehend gültige Keramikchronologie aufstellen zu können, bildet einen hohen Anreiz für die bevorstehende Arbeit.

Source of Information: NF Import 2007 (15.02.2007)


Last update: 12/23/16
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-63610

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